Wenn ein Garten zum großen Lebensglück wird
In der Bahnstraße 19 in Langenlebarn, unweit der Donau und nur wenige Autominuten von Tulln entfernt, ist Rainbow’s End zu finden. Das Jahrhundertwendehaus samt Garten ist in seiner Pracht nicht zu übersehen, denn hier blüht, wuchert und sprießt es an allen Ecken und Enden. Uschi und Herbert Weber haben sich hier ihren Gartentraum verwirklicht – und lassen jeden, der möchte, daran teilhaben. Heute sind wir dran! Für unser Interview folgen wir Frau Weber hinter das Haus unter die schattige Pergola, wo sie umringt von kleinen Wasserläufen und majestätischen Pflanzen mehr über ihre Leidenschaft, die Gartenzimmer und ihre ökologische Herangehensweise ans Garteln erzählt. Frösche quaken im Garten, überall summt und brummt es. Schön ist es hier – und sichtlich stolz sind die Webers auf ihr grünes Paradies. Rainbow’s End haben sie ihren Garten genannt.
„Unser Grundstück ist nur 13 Meter breit, aber fast 90 Meter lang. Hier alle Ideen zu verwirklichen, war eine Herausforderung“
„Meine Frau liebt ihren Garten. Und ich liebe meine Frau.“ Herbert Weber über das Gärtnern. Und seine Frau.
„Weil hier halt das Glück – unser Glück – zuhause ist", sagt Uschi Webers Mann Herbert und serviert einen herrlichen Häferlkaffee. Der Weg zu diesem Glück war zwar kein steiniger, aber ein sehr langer. Geprägt von viel Leidenschaft und Kreativität. Und diese Liebe zur Natur spürt und sieht man an jeder Ecke. Verlieren könnte man sich in all den Ideen und deren Umsetzungen. „Alles einmal zum Mitnehmen,“ möchte man sagen. Und man nimmt wirklich viel mit, denn die Webers haben etliche gute Tipps auf Lager.
Die Rollen im Hause beziehungsweise Garten Weber sind klar verteilt: Uschi Weber hat den grünen Daumen und die Ideen – ihr Mann setzt sie liebevoll „und geduldig“ um. Gerade baut er einen Brotbackofen für seine Frau. Natürlich in den Garten. Dass auch diese Ecke wunderschön werden wird, sieht man jetzt schon. Die klare Rollenverteilung bringt viele Vorteile. „So wird nicht ewig herumdiskutiert“, erzählt Frau Weber, und schaut dankbar zu ihrem Mann: „Wir machen einfach.“ Und das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.
Uschi Weber und die Gärten.
Das ist eine Liebe, die sich erst über die Jahre entwickelt hat. Und doch schon in der Wiege lag. Erst war da der Garten des Großvaters in Wien: „Wo wir Kinder nicht mithelfen durften. Für meinen Großvater war das kein Hobby, sondern Arbeit, der hat da aus jedem Samenkorn Bäume und sonst was herangezüchtet. Toll war das! Wir haben damals eigentlich immer nur sein grünes Obst gegessen und Blumen abgeschnitten. Wie Kinder halt sind“, sagt sie schmunzelnd. Ihre Mutter hatte einen winzigen Gemeindebaugarten, den sie über alles liebte. Aber auch da legte Uschi Weber noch nicht selbst Hand an. Ihr erstes eigenes grünes Refugium erschuf sie Jahre später auf einer 3x6 Meter großen Loggia in Floridsdorf. „Ein einziger Dschungel war das“, freut sie sich. „Wir haben mit Etageren und bewachsenen Wänden in die Höhe gegärtnert, Nutz- und Zierpflanzen angebaut, bis wir den Balkon fast nicht mehr betreten konnten“, lacht sie. „Dann kam das Sommerhaus in Greifenstein“, erzählt Herbert Weber weiter. „Rückblickend würde ich die drei Jahre in Greifenstein auch als unsere Lehrjahre bezeichnen“, meint Frau Weber, denn damals gartelte sie noch nicht so nachhaltig und ökologisch wie heute. Die Wochenendbeziehung mit ihrem Garten reichte den Webers bald nicht mehr. Sie wollten bei, vor allem aber mit ihrem Garten leben. Darum machten sie sich auf die Suche. Und wurden fündig: Ein Grundstück in Langenlebarn hatte es ihnen von Anfang an angetan.
Die Freude über das leere grüne Blatt.
„Das Haus hat uns verzaubert“, erzählt Frau Weber. „Und als wir dann diesen Garten sahen, der nur aus einer Wiese, einem kaputten Apfelbaum und ein paar Waschbetonplatten bestand, war alles klar.“ Es war perfekt, da wollten sie bleiben. Hier konnten sie ihrer Gartenleidenschaft freien Lauf lassen. Das war im Spätherbst 1999. Die Wintermonate nutzen sie für den Hausumbau und die Gartenplanung, die sich als echte Herausforderung herausstellte. „Unser Grundstück ist nur 13 Meter breit, aber fast 90 Meter lang. Hier alle Ideen zu verwirklichen, war eine Herausforderung.“ Einen Großteil der mehr als 300 Gartenbücher, die sie besitzt, hat Uschi Weber in diesem Winter gelesen. „Das will ich haben, das will ich haben, das will ich haben, hab´ ich mir ständig gedacht – aber wohin damit?“ Und darum haben die beiden findigen Gestalter kurzerhand Gartenzimmer geschaffen, jedes mit seinem eigenen Thema, jedes eine eigene, kleine Welt. Gemeinsam könnten sie abwechslungsreicher und vielfältiger kaum sein. Und trotzdem ergeben sie ein stimmiges Ganzes, das eine klare Handschrift trägt. Für den Schwimmteich mit Bootshaus, in das man sich vom Fleck weg verliebt, haben sie zusätzlich Land gekauft. Wer einmal dort war weiß: Es hat sich ausgezahlt. Aber sowas von.
Natur im Garten auf allen Ebenen.
Die Webers arbeiten heute in ihrem Garten mit und nicht gegen die Natur. In allen Bereichen. Früher, in Greifenstein, als sie Garten-Anfänger waren, war das anders. „Da kommen die Läuse. Dann kauft man ein Spritzmittel. Dann kriegen die Rosen einen Pilz, dann rennt man wieder los und spritzt gegen den Pilz. Man schafft sich einen Ort der Natur, und dann arbeitet man gegen sie. Paradox eigentlich“, sagt Frau Weber heute. Das wollte sie ändern. Und so stieß sie Ende der 90er-Jahre auf die gerade frisch ins Leben gerufene Initiative „Natur im Garten“. „Durch die Workshops und Vorträge bin ich so richtig draufgekommen, dass man die ganzen Spritzmittel nicht braucht. Im Gegenteil sogar: Funktioniert bestens ohne.“ Spannend sei es, das Zusammenspiel zwischen Nützlingen und Schädlingen. Denn wenn die Schädlinge fehlen, fühlt sich auch der Rest nicht mehr zuhause. „Ja, auch unsere Pflanzen haben manchmal Läuse. Und das ist gut so, denn hier leben ja auch Tiere, die sie wieder essen.“ Uschi Weber gärtnert ökologisch. Aus Liebe zum Garten.
Aber wie in jedem Garten läuft auch hier nicht immer alles glatt. Das Gute: Aus Rückschlägen lernt man. Zum Beispiel, wenn der Bambus plötzlich zu blühen beginnt und entfernt werden muss. Klingt einfach, aber um das dichte Wurzelwerk zu entsorgen, muss es erst mit dem Spaten zerhackt werden. Dafür hat sie ihr Blauregen letztes Jahr für ihre Geduld belohnt. „Zum ersten Mal stand er in voller Blüte. Genau dann, als wir eigentlich laut über seine Beseitigung nachgedacht haben…“, schmunzelt sie und fragt sich, ob sie nicht auch dieses Jahr wieder drohen sollte. „Ja, da sind unsere heimischen Pflanzen schon leichter im Handling. Berechenbarer, außerdem stressresistenter und weniger schädlingsanfällig“, resümiert Frau Weber.
Natur im Garten ist quasi genauso alt wie der Garten der Webers. Ökologisches Gärtnern ohne Kunstdünger, Pestizide und Torf steht von Anbeginn im Mittelpunkt der Bewegung, die sich heute in ganz Niederösterreich über zahlreiche Anhänger freut. Aus einer Ratgeber-Sammelmappe wurden schnell Vorträge und Workshops, daraus entstand ein breites Netzwerk an Partnerbetrieben, Schaugärten und Gartenplanern, die ein ökologisches Bewusstsein für naturnahes Gärtnern vermitteln. Über 15.000 „Natur im Garten“-Plaketten wurden mittlerweile niederösterreichweit an private Hausgartenbesitzer und ihre Gärten verliehen. Und jedes Jahr werden es mehr.
Die Besucher:innen erhalten von Uschi und Herbert Weber profundes Gartenwissen direkt aus der Praxis.
Den Webers ist es gelungen, durch Hecken und Zäune die Gartenfläche in mehrere Gartenräume mit unterschiedlichsten Themen zu teilen. Neben dem Vorgarten, dem Hausgarten, dem Rosengarten und dem Naschgarten gibt es noch den Asiagarten und den Wassergarten.