„Meine Cousins haben mich immer geärgert, als ich damit prahlte, einmal Bauer zu werden. Das geht nicht, meinten sie, du bist doch ein Mädchen“, erzählt Stephanie Theuringer lachend. Über die korrekte Gendersprache der damaligen Zeit kann man heute getrost hinwegsehen, denn Fakt ist: Stephanie hat ihr Ding durchgezogen und bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Bruder Johannes an die 100 Hektar im niederösterreichischen Marchfeld. Traditionelle Feldfrüchte, Getreide, Zuckerrüben und Karotten gedeihen auf den fruchtbaren Böden. Doch nicht nur diese werden auf den weitläufigen Feldern gepflegt und gehegt, zu ihnen hat sich in den letzten Jahren neben Süßzwiebeln und spanischen Bratpaprika zusätzlich ein ganz besonderes Spezialgemüse gesellt. Die Artischocke. „Sie sind quasi meine Babys.“ Warum es Stephanie genau diese distelartige Kulturpflanze angetan hat, liegt wohl in ihrer Neugierde und Experimentierfreudigkeit begründet. „Schon als kleines Mädchen vergrub ich verschiedenste Samen in der Erde, um gebannt auf den Tag zu warten, bis sich endlich die ersten grünen Halme aus dem dunklen Boden hervorwagten und sich scheu dem Sonnenlicht entgegenstreckten.“ Zu guter Letzt dürften wohl Stephanies Eltern ihren Teil dazu beigetragen habe, denn im Zuge glücklicher Urlaubstage in Italien konnte sie dort ihre Leidenschaft für Artischocken schon in frühen Kindestagen entdecken.
„Meine Cousins haben mich immer geärgert, als ich damit prahlte, einmal Bauer zu werden. Das geht nicht, meinten sie, du bist doch ein Mädchen.“
„Artischocken zu ernten kann man nicht mit Erdbeeren pflücken vergleichen, hierzu braucht es Erfahrung. Daher beschäftigen wir unsere Mitarbeiter ganzjährig, nicht nur für die jeweilige Saison.“
Auf die Artischocke gekommen
Was als Idee – weniger bekannte Gemüsearten anzupflanzen – begann, hat sich mittlerweile als Erfolgskonzept bewährt. Auf fünf Hektar wachsen nun jedes Jahr an die 20.000 Artischockenpflanzen, deren Früchte zum größten Teil in die Gastronomie verkauft werden. „90 Prozent liefen wir in die Gourmetküchen Wiens und dem restlichen Österreich, was bleibt, wird am Hof und am Yppenmarkt feilgeboten.“ Bei der Ernte setzt Theuringer auf die geschulten Hände ihrer Fachkräfte: „Artischocken zu ernten kann man nicht mit Erdbeeren pflücken vergleichen, hierzu braucht es Erfahrung. Daher beschäftigen wir unsere Mitarbeiter ganzjährig, nicht nur für die jeweilige Saison.“ Weil die Einschulung Geduld und Zeit erfordert und man am Theuringerhof seit jeher auf Beständigkeit setzt. Im Kreislauf der Jahreszeiten zur arbeiten, ist Stephanies Leidenschaft. „Der Sommer ist mit Arbeit ausgefüllt, Urlaub geht sich um diese Zeit keiner aus. Aber dieses Handwerk macht mir große Freude.“
Für die Bäuerin war es eigentlich schon immer logisch, dass sie am elterlichen Betrieb ihren Weg gehen wird. Auch wenn diese ihren Entschluss nicht von Beginn an befürworteten: „Meine Eltern wollten, dass eine gute Allgemeinbildung Vorrang hat.“ Also maturierte Stephanie und schnupperte in die verschiedensten Studienrichtungen hinein, nur um letztlich doch wieder zu ihren Wurzeln zurückzukehren.
Wurzeln schlagen seitdem ihre Ideen für den Betrieb, auch wenn es mit den wachsenden Auflagen nicht immer leicht ist. „Wir möchten Qualität produzieren. Viele unsere Kunden besuchen uns direkt am Feld und sehen sich die Produktion an, überzeugen sich vor Ort, wie wir arbeiten. Dies schafft ein ganz besonderes Vertrauen.“
Und die Artischocke selbst? „Die hat sich längst etabliert. Und wer nicht so recht weiß, was mit diesem Gemüse anstellen soll, kann bei unseren Kochkursen teilnehmen oder in unserer Rezeptesammlung schmökern, welche vor kurzem als Buch unter dem Titel ,Theuringers Artischocken‘ erschienen ist.“ Denn eines ist sich Stefanie sicher: Wer seine Liebe zu den Artischocken erst einmal entdeckt hat, dem wird sie für ein Leben lang erhalten bleiben.
Eine besondere Idee, nämlich Artischocken in perfekter Qualität und Frische am österreichischen Markt anzubieten, entstand ursprünglich aus Stephanie Theuringers Leidenschaft, im Garten mit seltenen, fast vergessenen oder hierzulande weniger bekannten Gemüsearten zu experimentieren.
Die Artischocken der Theuringers fanden schnell Anklang und so wurde ihr Anbau vom Garten auf die Felder verlegt. Mittlerweile wachsen auf fast 5 ha jedes Jahr 20.000 Artischocken-Pflanzen.